[Ausgelesen] G. A. Aiken: Honigsüß & bitterböse

Honey Badgers, Bd. 1



Cover: Honigsüß & bitterböse (G. A. Aiken)

Inhalt:

Als Grizzly-Gestaltwandler war Berg Dunn schon in vielen ungewöhnlichen Situationen. Doch dass eine hübsche, nackte Frau wie aus dem Nichts auf seinem Balkon auftaucht, findet selbst er merkwürdig. Und dann fordert die Unbekannte auch noch von ihm, dass er ihr seine beste Pistole überlässt! Berg findet heraus, dass sie eine Honigdachs-Gestaltwandlerin ist, und verliert sein Herz an sie. Doch Charlie Taylor-MacKilligan muss ihre kleinen Schwestern vor ihrem mordlustigen Vater beschützen und es passt ihr gar nicht, dass Berg sich plötzlich als ihr Aufpasser aufspielt. Immerhin sind Honigdachse Überlebenskünstler! Aber Berg ist unverschämt sexy, das muss Charlie zugeben. Vielleicht jagt sie ihn nicht fort – wenn er denn mit ihr mithalten kann.

– Quelle: Piper Verlag –

Infos zum Buch:

Autor:G. A. Aiken
Titel:Honigsüß & bitterböse
Originaltitel:Hot and Badgered (by Shelly Laurenston)
Reihe:Honey Badgers
(The Honey Badger Chronicles)
Band:1
VÖ:1. Februar ’19
ISBN:978-3492992428
Genre:Urban Fantasy Romantic Suspense

Grafik: Schmetterling

Einschätzung von Kathi Rubel:

Ich muss zugeben, dass dieses Buch ganz anders ist, als ich ursprünglich dachte. Zum einen geht es gar nicht so sehr um Charlie und Berg. Die beiden bekommen zwar ihre Momente und entwickeln Gefühle füreinander, aber das ist eigentlich nebensächlich. Denn im Mittelpunkt steht die Familienfehde der MacKilligans. Und die hat es in sich.

Die drei ungleichen Halbschwestern Charlie, Max und Stevie gelten als Ausgestoßene bei ihren Verwandten. Und schuld daran ist einzig und allein ihr idiotischer Vater, der sie schon das ganze Leben lang ständig in Schwierigkeiten bringt – genau wie den Rest seiner riesigen Familie. Erschwerend kommt hinzu, dass die MacKilligans Honigdachse sind. Und Dachse gelten als die angriffslustigsten, blutrünstigsten und gerissensten Gestaltwandler überhaupt, haben eigentlich immer miese Laune und werden unglaublich schnell zornig.

Sie wusste, dass Max tollkühn sein konnte, auch wenn es gar nicht notwendig war. Doch Max gelang es irgendwie immer, sich aus jeder Situation, in die sie sich hineinmanövriert hatte, auch wieder herauszuwinden. Und wenn sie sich nicht herauswinden konnte, griff sie, ohne lange zu fackeln, frontal an. So waren sie, die Honigdachse.

Zitat Kap. 2

Honigdachse lächeln nie – mit Ausnahme von Max, was ihre Familie dazu veranlasst, in ihr eine Serienkillerin zu sehen. Sie weinen auch nicht – es sei denn, sie wollen andere täuschen, um sie anschließend ausrauben zu können. Denn Dachsen liegt das Stehlen im Blut. Wenn sie sich bedroht fühlen oder über etwas ärgern, fackeln sie nicht lange und greifen einfach an. Was dazu führt, dass andere Arten schon nervös werden, wenn ein Honigdachs sie nur ansieht. Außerdem bestehen die Dachse darauf, unabhängig zu sein und ihre Angelegenheiten ohne Einmischung von außen selbst zu regeln. Das alles macht sie zu Außenseitern in der Gestaltwandler-Gemeinschaft. Tja, und die MacKilligans … sie haben selbst unter den Honigdachsen eine Sonderstellung, werden gehasst, gefürchtet und verabscheut – was zum Großteil ebenfalls an Charlies, Max‘ und Stevies Vater liegt.

»Warum bezeichnen Sie sie als Freaks?«, fragte Dag.
»Weil sie Freaks sind.« Sie senkte die Stimme ein wenig. »Sehen Sie das nicht?«
»Sie sind Hybriden«, antwortete Shen. »Alle Hybriden sind ein wenig seltsam.«
Livy schüttelte den Kopf. »Für jeden anderen Honigdachsmix hat es von jeher nie eine Rolle gespielt, was man mit dem Honigdachs gemischt hat. Unsere bösartige DNA hat immer alles andere zerstört und nur den Honigdachs und etwas Mensch übrig gelassen.« Sie senkte die Stimme wieder zu einem Flüstern. »Bis auf meine beiden Cousinen. Charlie und Stevie sind die einzigen Honigdachse, die ich kenne, die nicht ganz Honigdachs sind. Aber sie sind nicht das Problem.«
»Ach, nein?«
»Nein. Eigentlich mag ich sie. Na ja … ich mag Charlie. Ich weiß beim besten Willen nicht, was ich über Stevie sagen soll. Aber meine Cousine, die gänzlich Honigdachs ist … Sie ist trotzdem ein Freak.« Sie deutete mit einer Handbewegung auf die Männer. […]
»Schauen Sie sie sich doch mal an«, sagte Livy und deutete auf Max, die neben ihrer jüngeren Schwester im Wohnzimmer stand. »Was sehen Sie?«
»Eine Frau, die schweigend neben ihrer immer noch bewusstlosen Schwester steht?«, fragte Shen.
»Vic, siehst du, was mit ihr nicht stimmt?«
»Ja«, bestätigte er und verdrehte die Augen. »Aber es ist dumm.«
»Sag es ihm«, drängte Livy. Vic seufzte. »Sie lächelt.«
»Genau. Und was zum Teufel hat sie für einen Grund zu lächeln?« Livy trat zurück in die Mitte der Küche. »Das ist kein normales Benehmen.«
Shen zuckte die Achseln. »Vielleicht ist sie einfach glücklich.«
»Welcher Honigdachs, den Sie kennen, ist verdammt noch mal glücklich?«
»Nun …«
»Kein einziger! Kein einziger ist glücklich. Nicht wenn kein Alkohol und Schlangengift im Spiel sind. Aber sie …?« Livy gab endlich zu, was alle in der Familie Yang bereits wussten. »Sie ist jetzt vollkommen nüchtern, was mir eines verrät.«
Vic schaute sie an. »Und das wäre?«
»Sie ist eine Serienmörderin.«
»Weil sie … lächelt?«
»Ja.«

Zitat Kap. 5

Ja, die Schwestern sind etwas Besonderes. Und das Buch beginnt, als Charlie von bewaffneten Männern – Vollmenschen – im Schlaf überrascht und angegriffen wird. Daraufhin stürzt sie von ihrem Balkon, landet in Bergs Hotelzimmer und die Geschichte nimmt ihren Lauf: Die Schwestern werden immer wieder mit Waffen attackiert, von ihrem Vater verraten und verkauft, von anderen Gestaltwandlern verfolgt und finden sich plötzlich in einem Wohnviertel voller Bären wieder, die völlig überraschend für sie da sind und ihnen ein Zuhause bieten.

Denn genau darum geht es in diesem Buch – um Familie, Freundschaft, Zugehörigkeit, Verantwortung, Loyalität, Aufopferung, Vertrauen und Liebe, genauso wie um Hass, Vergeltung, Rache, Verrat, Intrigen und Machtkämpfe. Es geht um Stevies Genie, ihre Hochbegabung und all die Probleme und Ängste, die damit einhergehen. Es geht um Max und ihre völlig unbekümmerte Sicht der Welt, in der Moral und Logik keine Rolle spielen, dafür jedoch Gewalt und Hinterlist. Es geht um Charlie, die sich für ihre Schwestern verantwortlich fühlt und alles tun würde, um sie zu beschützen. Die stets für Ruhe und Frieden sorgt – soweit möglich – und eigentlich jedes Problem lösen kann. Diese drei jungen Frauen finden endlich einen Ort, an dem sie zur Ruhe kommen können und sich sicher fühlen. Das ist der Kern der Geschichte, nicht die Gefühle zwischen Charlie und Berg. Und da am Ende noch längst nicht alle Probleme gelöst sind, bin ich unglaublich gespannt, wie es im zweiten Teil weitergeht, wenn die kleine, ängstliche Stevie ihr Glück findet.

Dies ist das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe, daher kann ich es nicht mit ihren anderen Werken vergleichen. Fest steht jedoch, dass ich Aikens Schreibstil mag. Sie erzählt in der Er-/Sie-Perspektive und wechselt zwischen (fast) allen Beteiligten. So bekommen wir Leser einen guten Überblick der Ereignisse und die Ansichten der Charaktere werden deutlich dargestellt. Bei jedem Perspektivwechsel ändert sie auch die Schreibweise ein wenig und passt sie der jeweiligen Person an. Das hat mir gut gefallen. Aber am besten ist der Humor, der in beinahe jedem Dialog steckt. Die Gespräche der Geschwister – sowohl MacKilligans, als auch Dunns – sind urkomisch. Die Schwestern sind so verschieden, dass sie sich ständig in die Wolle bekommen – vor allem Max und Stevie, woraufhin Charlie stets schlichten muss. Die Grizzly-Drillinge Berg, Dag und Britta Dunn sind ebenfalls sehr speziell und auf ihre etwas träge, aber sehr direkte Art genauso witzig wie die MacKilligan-Mädels. Die Situationskomik und die herrlichen Dialoge haben mich sehr oft zum Lachen gebracht. Ich musste dauernd losprusten und habe mich köstlich amüsiert.

Berg ist so liebenswert und bildet einen perfekten Kontrast zum chaotischen Leben der MacKilligans. Ich fand es schön zu lesen, wie Charlie dank ihm zur Ruhe kommt und sich endlich auch einmal um sich kümmern kann. Die leidenschaftlichen Szenen lassen leider etwas zu wünschen übrig und die Geschichte bleibt eher an der Oberfläche, lässt kaum tiefe Gefühle zu. Wie gesagt: Ich habe viel gelacht. Außerdem habe ich mich von der Spannung und den tollkühnen Aktionen der Schwestern gut unterhalten gefühlt. Man sollte immer auf eine Überraschung gefasst sein, denn was bei Charlie, Max und Stevie als Nächstes passiert, lässt sich unmöglich vorhersagen. Die Action, die Kämpfe und Intrigen sind definitiv ein Plus. Aber bei all dem fehlt mir ein wenig mehr Substanz, da gibt es ungenutztes Potential.

Das Korrektorat ist wie so oft eher mittelmäßig, was mich bei Titeln so großer Verlage wirklich stört. Der Klappentext weist Fehler auf und stellt die Situationen völlig falsch dar – ebenfalls nichts Neues. Aber das Cover ist wirklich schön.

Übrigens: Obwohl ich die Lions-Reihe der Autorin noch nicht gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass viele der Charaktere hier einen Auftritt haben. Wer also zum Beispiel Dee-Ann Smith, Cella Malone oder Bo Novikov – um nur einige Namen zu nennen – kennt, darf sich auf ein Wiedersehen freuen.

Fazit:

Sehr unterhaltsam, spannend und actionreich. Ich habe viel gelacht und mich köstlich amüsiert. An Tiefe mangelt es dieser Urban Fantasy rund um Gestaltwandler jedoch. Und es ist auch keine klassische Romantasy.

Wertung:
4 Punkte
4 Punkte

Anmerkung:
Die Originalversion wurde von der Autorin unter dem Namen Shelly Laurenston veröffentlicht.

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