[Ausgelesen] Stephanie Laurens: Im Feuer der Nacht

Barnaby Adair, Bd. 1



Cover: Im Feuer der Nacht (Stephanie Laurens)

Inhalt:

Barnaby Adair verschwendet keinen Gedanken an die Ehe, zu sehr genießt er sein Leben als Detektiv. Bis er eines Abends Penelope Ashford begegnet, die ganz anders ist als die Damen der vornehmen Gesellschaft. Sie kümmert sich um die vergessenen Waisenkinder Londons und wendet sich an ihn, weil plötzlich einige ihrer Schützlinge wie vom Erdboden verschluckt sind. Barnaby zögert nicht und übernimmt den Fall. Denn seine Auftraggeberin weckt nicht nur seinen kriminalistischen Spürsinn, sondern auch leidenschaftliche Gefühle in ihm. Aber die temperamentvolle Penelope hat zu seiner großen Überraschung eigene Pläne …

– Quelle: MIRA Taschenbuch –

Infos zum Buch:

Autor:Stephanie Laurens
Titel:Im Feuer der Nacht
Originaltitel:Where the Heart Leads
Reihe:Barnaby Adair
(Casebook of Barnaby Adair)
Band:1
VÖ:19. August ’19 [Neuauflage]
ISBN:978-3745750324
Genre:Historical Romantic Suspense

Grafik: Schmetterling

Einschätzung von Kathi Rubel:

In diesem Buch lernen wir Barnaby Adair kennen, den dritten Sohn des Earls of Cothelstone, der völlig untypisch für seine Stellung gemeinsam mit der Polizei Kriminalfälle aufklärt. Die Truppe von Scotland Yard wurde erst vor Kurzem gegründet und steht noch auf dem Prüfstand. Barnaby hilft den Ermittlern, sich in den Salons der feinen Gesellschaft zurechtzufinden und bildet ein sehr erfolgreiches Team mit Inspektor Basil Stokes, der inzwischen einer seiner engsten Freunde ist. Der Standesunterschied stört Barnaby kein bisschen, denn unabhängig von der gesellschaftlichen Stellung geht es beiden Männern um Gerechtigkeit.

Barnaby hat es sich zur Aufgabe gemacht, auch Gentleman vor Gericht zu stellen, die ohne seine Einmischung aufgrund ihres Ranges ungestraft davonkommen würden. Damit macht er sich nicht nur Freunde und bringt seine Mutter regelmäßig zum Verzweifeln.

Wer die Cynster-Reihe der Autorin gelesen hat, wird Barnaby Adair bereits kennen. Er und Stokes treten dort an einigen Stellen als Ermittler auf und auch Penelope Ashford, die jüngste Schwester des Viscounts of Calverton, ist mit den Cynsters verknüpft. Sie leitet sehr leidenschaftlich und engagiert ein Findelhaus, was ebenfalls keineswegs standesgemäß ist. Penelope bittet Barnaby um Hilfe, weil immer mehr Waisenjungen verschwinden, die in die Obhut des Findelhauses übergeben werden sollten. Wie scheinbar bei Stephanie Laurens üblich, stehen also zwei starke, unkonventionelle Charaktere im Mittelpunkt, die sich perfekt ergänzen.

Natürlich will Penelope an den Ermittlungen teilnehmen und so kommt es, dass Barnaby und Stokes gleich zwei Frauen am Hals haben. Denn Griselda besteht ebenfalls darauf zu helfen, nachdem sie von Stokes um ein paar Insider-Informationen zum East End gebeten wurde. Dass es zwischen beiden Paaren funkt, versteht sich von selbst. Also erzählt dieser Roman eigentlich zwei Liebesgeschichten – die von Stokes und Griselda jedoch nur am Rande.

Ich habe bisher erst zwei Romane von Stephanie Laurens gelesen, werde mich aber garantiert noch auf weitere Titel der Autorin stürzen. Denn ihre interessante, differenzierte Art, die Gesellschaft dieser Zeit zu zeichnen, hat mich jetzt schon zum zweiten Mal begeistert. Außerdem beherrscht Laurens die Kunst, trotz Er-/Sie-Perspektive intensive und gefühlvolle Einblicke in das Geschehen zu gewähren. Die Gedanken und Emotionen der Protagonisten sind stets präsent und ziehen mich beim Lesen immer wieder in den Bann. Kleine Unstimmigkeiten und andere harmlose Kritikpunkte macht sie damit problemlos wett.

Apropos:
Penelope ist anfangs mit ihrer kompromisslosen und hochnäsigen Art etwas anstrengend. Nicht nur einmal habe ich über ihre Bockigkeit die Augen verdreht. Erst nach und nach kann sie sich eingestehen, dass es Männer gibt, die ebenfalls etwas im Kopf haben – was bisher anscheinend völlig an ihr vorbeigegangen ist. Obwohl sie mit den Cynster-Männern verschwägert ist, die ja fraglos intelligent sind. Das trifft im Übrigen auch auf Penelopes Bruder Luc zu. Also ist dieser Punkt für mich nicht ganz plausibel.

Penelopes soziales Engagement und ihr Herzblut haben mich jedoch von Anfang an mitgerissen. Ich finde es unglaublich toll, wie sie die Standesgrenzen sprengt und für die Waisenkinder kämpft. Ihre aufrichtige Freundschaft zu Griselda hat mich ebenfalls berührt, denn schließlich ist die junge Frau „nur“ eine schlichte Putzmacherin. Aber Penelopes Emanzipation schlägt zu oft in Trotz um, was meine Sympathie für sie anfangs ziemlich hart auf die Probe gestellt hat. Zum Glückt sorgt die Bekanntschaft mit Barnaby dafür, dass sie sich in diesem Punkt deutlich kooperativer zeigt und auch ihre sanfteren Wesenszüge zulässt.

Penelopes Entwicklung hat mir sehr gut gefallen, weil diese unschönen, nervigen Charakterzüge immer mehr in den Hintergrund treten und durch Kompromissbereitschaft ersetzt werden. Penelope tut immer so, als wäre sie extrem aufgeschlossen, aber gerade zu Beginn hat sie sehr viele Vorurteile. Erst durch Barnaby kommt sie ins Grübeln und zieht vorsichtig in Betracht, dass doch nicht alles schwarz oder weiß ist und sich ein zweiter Blick oftmals lohnt.

Barnaby ist sehr einfühlsam und durchschaut Penelope sofort. Um ihr Herz zu gewinnen, passt er sich an und hat am Ende natürlich Erfolg. Die Liebesgeschichte ist weder schnulzig noch übermäßig romantisch. Die schlagfertigen und humorvollen Dialoge, das unkonventionelle Verhalten der Protagonisten und die gemeinsame Ermittlung sorgen automatisch dafür, dass sich Penelope und Barnaby näher kommen. Gerade deshalb hat mir auch die gefühlvolle Seite des Romans sehr gut gefallen.

Ein weiterer Kritikpunkt sind die langen Schachtelsätze, die sich relativ häufig im Buch finden. Ich musste diese Stellen teilweise mehrfach lesen, um den Sinn voll und ganz zu verstehen. Einige Passagen passen nicht zum Stil des restlichen Romans – vor allem, wenn die Autorin die Ereignisse rafft und trotzdem über alles informieren will. Diese Absätze wirken auf mich recht konfus und unterbrechen leider den Lesefluss.

Der Krimi-Part konnte mich dieses Mal viel mehr überzeugen, als es bei „In den Armen des Eroberers“ (Cynster-Reihe, Bd. 1) der Fall war. Denn auch ich habe ziemlich lange im Dunkeln getappt. Daher hat es mir großen Spaß gemacht, mit Barnaby, Penelope, Stokes und Griselda zu ermitteln. Ich habe mich über jede neue Information gefreut. Dass es einige Längen in der Ermittlungsarbeit gibt, war schon ein wenig frustrierend – aber das ist eigentlich gar nicht so schlimm, denn es spiegelt die Frustration der Protagonisten authentisch wider. 

Die Autorin legt großen Wert auf Details, was ich wirklich interessant finde. Besonders weil es die Sichtweise der Protagonisten unterstreicht. Penelope und Barnaby sind sehr aufmerksam. Ich finde es nur passend, dass auch ihre Geschichte mit einer Sorgfalt erzählt wird, die den beiden alle Ehre machen würde.

Fazit:

Dieser historische Liebesroman ist mehr Detektivgeschichte als Schnulze. Die starken, unkonventionellen Charaktere bilden das Herzstück des Buches. Sie kämpfen für Gerechtigkeit und setzen sich für Schwächere ein, ohne sich von den Regeln der feinen Gesellschaft einschränken zu lassen. Die Geschichte wird sehr leidenschaftlich und detailliert erzählt. Das hat mich beeindruckt und mich für die kleinen Kritikpunkte entschädigt.

Wertung:
4 Punkte
4 Punkte

Anmerkung:
Bei diesem Buch handelt es sich um eine Neuauflage des gleichnamigen Titels, der im Jahr 2010 im Blanvalet Verlag veröffentlicht wurde.
„Im Feuer der Nacht“ bildet den Auftakt einer Serie mit historischen Kriminalfällen und Romantik, die als Spin-off zur Cynster-Reihe angelegt wurde. Wer sich für die Fortsetzungen interessiert, sollte sich diese Bücher genauer anschauen:

* The Peculiar Case of Lord Finsbury’s Diamonds [Novelle – Englisch]
2. Wenn ein Gentleman in Liebe entbrennt
* The Curious Case of Lady Latimer’s Shoes [Novelle – Englisch]
3. Loving Rose: The Redemption of Malcolm Sinclair [Englisch]
* The Confounding Case of the Carisbrook Emeralds [Novelle – Englisch]
* The Murder at Mandeville Hall [Novelle – Englisch]

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