[Ausgelesen] Christina Lauren: Weil es Liebe ist
Inhalt:
Weil Liebe unvorhersehbar ist …
Holland Bakker ist Mitte Zwanzig und jobbt eher erfolglos als T-Shirtverkäuferin. Ihr Highlight auf dem Weg zur Arbeit: der genauso attraktive wie talentierte Straßenmusiker Calvin, für den Holland täglich einen Umweg von „nur“ drei Blocks macht. Dass sie aber bald eine Wohnung und ihr Leben mit Calvin teilen würde, hatte sich Holland selbst in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Doch der Grund dafür ist eher unromantisch, zumindest am Anfang …
– Quelle: Forever by Ullstein –
Infos zum Buch:
Autor: | Christina Lauren |
Titel: | Weil es Liebe ist |
Originaltitel: | Roomies |
Reihe: | — |
Band: | — |
VÖ: | 29. März ’19 |
ISBN: | 978-3958183506 |
Genre: | Romance |
Einschätzung von Kathi Rubel:
Nachdem ich bereits die Beautiful-Bastard-Serie der Autorinnen gelesen habe, war ich nun gespannt auf eine etwas andere Liebesgeschichte des Duos. In „Weil es Liebe ist“ geht es viel ruhiger zu, auch verspielter und vor allem kreativer. Der Fokus liegt auf der Liebe zur Musik und all den Empfindungen, die ein Song auslösen kann. Es geht um Begabung, Herzblut und den Rausch nach einem Auftritt. Die Schattenseiten des Künstlerdaseins werden nur kurz angerissen, dafür bekommen persönliche Ängste, Selbstzweifel und Unzulänglichkeiten einen hohen Stellenwert. Es geht um die Muse und ihren Verlust, um Selbstfindung, Liebe und Leidenschaft. Dieser Roman ist hochemotional und enthält eine bittersüße Liebesgeschichte, die von Zeit zu Zeit auch etwas frustrierend sein kann.
Ich habe ja eine große Schwäche für dramatische Szenen und kräftezehrende Reifeprozesse der Protagonisten – und dennoch empfand ich manche Passagen als etwas zu dick aufgetragen. Gerade Hollands ewiges Gefühl der Unzulänglichkeit ist zeitweise ein wenig anstrengend. Immer wieder sabotiert sie sich und ihre Beziehung. Holland hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden und weiß nicht so recht, was sie mit sich anfangen soll. Dabei übersieht sie völlig, wie begabt, engagiert, leidenschaftlich und loyal sie ist. Holland sieht in (fast) jedem das Gute – nur nicht in sich selbst. Damit steht sie den aufkeimenden Gefühlen zwischen ihr und Calvin oft im Weg, weil sie partout nicht erkennen kann, warum er ausgerechnet sie will.
Versteht mich nicht falsch, das alles ist durchaus überzeugend. Ich habe Holland – und auch Calvin, ihre Familien, Freunde und Kollegen – zu jeder Zeit verstanden und ihr Handeln nachvollziehen können. Es war leicht, der Geschichte zu folgen, mich auf sie einzulassen und die besondere Atmosphäre des Broadways zu spüren. Ich habe Hollands Schmerz und ihre Unsicherheit quasi hautnah miterlebt. Auch ihr Wunsch, etwas Besonderes zu sein wie Calvin oder Robert (der Ehemann ihres Onkels und eine Vaterfigur für sie), ist völlig legitim. Nur ist sie dabei oft so blind, dass ich sie gern geschüttelt hätte. Aber ihre Entwicklung mitzuerleben, jedes Hoch und Tief, hat mich in den Bann gezogen und dafür gesorgt, dass ich meine Umwelt völlig ausgeblendet habe. Daher kann ich diesen kleinen Kritikpunkt durchaus verzeihen.
Die Musik und Calvins Leidenschaft durchdringen jede Seite dieser Geschichte und lassen sie nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Ich konnte die gefühlvollen Gitarrenklänge förmlich hören und die Rührung des Publikums spüren. Doch obwohl Calvin anfangs nahezu perfekt erscheint, enthüllen sich nach und nach auch seine Fehler und Schwächen. Das lässt ihn menschlich und nahbar wirken. Er hat keinerlei Starallüren, was mir sehr gut gefällt. Das ist einer der vielen Gründe, warum ich ihn von Anfang an sympathisch fand. Wie er Holland seine Gefühle zeigt, ist herzerwärmend, seine überschwängliche Freude ansteckend und seine Bodenständigkeit erfrischend. Ich habe die Interaktion der beiden sehr genossen und bin immer wieder ins Schwärmen geraten.
Wirklich schön beschrieben ist auch Hollands Verhältnis zu ihrem Onkel Jeff und dessen Mann Robert. Wie offen und unbefangen die Autorinnen Homosexualität und die gleichgeschlechtliche Ehe thematisieren, fand ich beeindruckend. Der liebevolle, oft neckende Umgang der drei hat mich tief berührt. So sollte Familie sein.
Der Schreibstil ist flüssig, die Formulierungen gut durchdacht. Dennoch gibt es ein paar unwesentliche Fehler in der Kontinuität und kleine Widersprüche des Inhalts, die den meisten Lesern jedoch gar nicht auffallen werden. So läuft zum Beispiel alles darauf hinaus, dass Hollands verzerrtes Bild von sich selbst und ihrem Traummann Calvin Stück für Stück korrigiert wird und sie schlussendlich alles so sieht, wie es tatsächlich ist. Doch dieser Verlauf der Geschichte widerspricht ganz eindeutig Jeffs Aussage in Kap. 12, dass Holland im Großen und Ganzen gut reflektieren kann.
Aber das Wichtigste ist: Die Geschichte hat mich mitgerissen und mir eine emotionale Berg- und Talfahrt beschwert. Dass Holland zeitweise so anstrengend ist und widersprüchlich handelt, lässt die Geschichte nur authentischer wirken. Also … ich kann dieses Buch allen Romantikern empfehlen, die eine Leidenschaft für Musik haben und sich auch von einer Ich-Erzählerin mit Minderwertigkeitskomplex nicht abschrecken lassen – den sie zum Glück bis zum Happy End überwunden hat.
Fazit:
Gefühlvoll, inspirierend und bittersüß – die Geschichte von Holland und Calvin ist chaotisch, sehr bewegend und auch ein wenig kräftezehrend. Dennoch: Wer Musik liebt und eine Schwäche für Gitarren, Musicals und den Broadway hat, sollte sich diesen Liebesroman genauer ansehen. Denn die kreative Atmosphäre sowie die Euphorie und Freude, die damit einhergehen, kommen hier wirklich eindrucksvoll zur Geltung.