[Ausgelesen] Lisbeth Jarosch: Über alle Grenzen

Last Haven, Bd. 3



Cover: Über alle Grenzen (Lisbeth Jarosch)

Inhalt:

Mit der Liga der Mutigen ist auch der Widerstand gegen den neuen, sozialen Kurs Last Havens gestorben. Doch die Vereinigung mit dem Nachbarland God’s Acres führt zu anderen Problemen. Gegenseitiges Misstrauen spaltet die Bevölkerung. Aida und ihre Freunde haben alle Mühe, unter diesen Umständen ein neues Militär auf die Beine zu stellen. Dabei stehen sie unter höchstem Druck. Denn überall herrscht der Hunger und treibt die Menschen zu Verzweiflungstaten. Im Angesicht der Katastrophe gibt es etwas, was sie alle miteinander verbindet: den Wunsch, zu überleben.

– Quelle: Piper Verlag –

Infos zum Buch:

Autor:Lisbeth Jarosch
Titel:Über alle Grenzen
Originaltitel:
Reihe:Last Haven
Band:3
VÖ:4. Juni ’19
ISBN:978-3492502276
Genre:Dystopie

Grafik: Schmetterling

Einschätzung von Kathi Rubel:

Dieses dritte und letzte Buch ist nicht so aufregend wie Band 1 und nicht so spannend wie Band 2. Es ist nicht so actionreich und verstörend wie die Bücher zuvor. Der große Umsturz in Last Haven ist vorbei. Jetzt geht es darum, alles wieder aufzubauen und an einer sicheren Zukunft zu arbeiten – und das nicht nur innerhalb der Grenzen.

Dieses Buch ist nicht so aufreibend wie seine Vorgänger, es ist ruhiger und bietet eine völlig andere Perspektive. Es geht nicht mehr darum, zu verurteilen und die Schuldigen zu bestrafen. Es geht auch nicht mehr darum, die Menschen innerhalb und außerhalb Last Havens aufzustacheln oder zu bekämpfen, um einen Richtungswechsel herbeizuführen. Jetzt liegt der Fokus auf Frieden und Diplomatie. Chester Fields, der Präsident, hat einen anderen Kurs eingeschlagen. Er reicht den Menschen die Hand, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen: Ein menschenwürdiges Leben für jeden einzelnen. Dass das nach jahrelanger Feindschaft und unterdrückter Menschlichkeit beinahe unmöglich ist, hält ihn nicht auf. Denn Chester will zurück zu den Wurzeln.

Das Wort, das mir hierzu als Erstes einfällt, ist „interessant“. So viele grundlegende Veränderungen und endlich ein vorsichtiges Gemeinschaftsgefühl sorgen dafür, dass Aida und ihre Freunde nach Plänen für ein stabiles Umfeld suchen. Sie werden aktiv und arbeiten daran, das Misstrauen zu zerstreuen, das ihnen von allen Seiten entgegenschlägt. Dabei erfahren wir viel über die Gründung Last Havens, die damaligen Ziele und die Geschichte, die letztlich alles in eine völlig andere Richtung gedrängt hat. Wir erleben, wie die Bevölkerung aufhorcht und endlich begreift, dass noch immer etwas schiefläuft. Ganz langsam und voller Skepsis, aber immerhin.

Diese Entwicklung ist wirklich hochinteressant! Ich hätte nicht erwartet, dass die Geschichte diesen Verlauf nimmt. Aida muss über sich hinauswachsen und öffentlich Stellung beziehen. Sie muss lernen, auch mit Worten für ihre Überzeugungen zu kämpfen und sich den Respekt erst verdienen, der für das Gelingen ihrer Mission entscheidend ist. Sie wirkt nachdenklicher als üblich und schafft es endlich, sich eine eigene Meinung zu bilden. Bisher hat sie sich damit ja schwergetan.

Aida wird in diesem Buch erwachsen. Sie stellt sich der Herausforderung und kämpft gegen ihr eigenes Misstrauen und ihre inneren Dämonen an. Aidas Beziehung zu Romulus ist ernsthafter und emotionaler denn je, obwohl es nach wie vor in erster Linie um Stabilität in der Bevölkerung geht. Auch ihre Freunde bekommen zum ersten Mal echte Unterstützung von Aida. Die Person, zu der sie in diesem Buch wird, konnte mich vollends überzeugen und hat sich längst in mein Herz geschlichen. Nach allem, was sie in den drei Büchern erlebt hat, ist sie nun tatsächlich eine Heldin.

Die Schwierigkeiten und Hindernisse sind unglaublich gut und sehr authentisch beschrieben. Die Herausforderungen sind andere als bisher, haben aber nicht weniger Gewicht. Die Krise, in der die Menschen – alle Menschen – jetzt stecken, ist schon zu weit fortgeschritten, um durch einfache Maßnahmen wirklich etwas bewirken zu können. Alles ist zu lange in die falsche Richtung gelaufen. Die Verzweiflung, die daraus entsteht, ist beim Lesen auf mich übergegangen. Ich habe gebangt und gehofft und wusste gleichzeitig, dass es kein wirkliches Happy End geben kann. Denn diese Reihe erzählt kein Märchen, sondern eine Zukunftsvision, die beinahe zu realistisch ist.

Das letzte Viertel der Geschichte hat es noch einmal in sich. Es hat mich aufgewühlt und dafür gesorgt, dass mich Aida, ihre Freunde, ihre Verbündeten, ihre Widersacher und die Welt rund um Last Haven noch lange beschäftigen werden. Lisbeth Jarosch hat es geschafft, dass meine Emotionen Achterbahn fahren und ich beim besten Willen nicht weiß, was genau ich mir eigentlich erhofft hatte. Mit diesem Ende habe ich jedenfalls nicht gerechnet. Obwohl es sich richtig anfühlt, unumgänglich. Die Ereignisse, Gedanken und Gefühle haben mir eine Gänsehaut bereitet, so intensiv sind die letzten Seiten. Es gibt kein Happy End, zumindest nicht im eigentlichen Sinne. Aber das hätte auch nicht gepasst.

Es ist ein gutes Ende. Ein perfektes Ende. Voller Gefühl und Überzeugung, dass die Opfer, die bisher gebracht wurden und in Zukunft noch gebracht werden, nicht umsonst sind.

Fazit:

Ich weiß nicht, ob ich „Last Haven“ je wieder vergessen kann. Nach dem Ende dieser unglaublich intensiven und viel zu realistischen Dystopie werde ich wohl noch lange darüber nachdenken, wie es jetzt dort weitergeht. Dieses letzte Buch hat all meine Erwartungen übertroffen, ich bin überwältigt!

Wertung:
5 Punkte
5 Punkte

Anmerkung:
Obwohl der Verlag darauf hinweist, dass dieses Buch auch ohne Vorkenntnisse aus Band 1 und 2 gelesen werden kann, würde ich davon abraten. Denn „Über alle Grenzen“ baut auf den Vorgängern „Tödliche Geheimnisse“ und „Die Liga der Mutigen“ auf und zeigt erst in Kombination die volle Tragweite der Geschehnisse in Last Haven und der Gefühle von Aida.

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