[Ausgelesen] Corrie Jackson: Perfect Victim

Sophie Kent, Bd. 2



Inhalt:

Das perfekte Leben, die perfekte Täuschung, das perfekte Opfer



Charlie und Emily Swift führen ein glückliches Leben. Doch ihre heile Welt gerät aus den Fugen, als die Leiche einer jungen Frau gefunden wird und die Polizei Charlie des grausamen Mordes bezichtigt. Die Londoner Journalistin Sophie Kent ist mit dem Paar befreundet und sofort von Charlies Unschuld überzeugt. Sie verspricht, ihm zu helfen. Als er jedoch flieht, bekommt die perfekte Fassade der Swifts erste Risse. Bei ihren Recherchen stößt Sophie dann plötzlich auf immer mehr Ungereimtheiten in Charlies Vergangenheit – und mit einem Mal kämpft sie nicht mehr nur um Gerechtigkeit, sondern um ihr Leben.

– Quelle: Piper Verlag –

Infos zum Buch:

Autor:Corrie Jackson
Titel:Perfect Victim
Originaltitel:The Perfect Victim
Reihe:Sophie Kent
Band:2
VÖ:4. Juni ’19
ISBN:978-3492993012
Genre:Thriller

Grafik: Schmetterling

Einschätzung von Kathi Rubel:

Sophies Leben ist aus den Fugen geraten, als ihr kleiner Bruder Tommy an einer Überdosis starb. Allerdings leidet Sophie nicht nur unter ihrer Trauer, sie wird auch von Schuldgefühlen und unzähligen Fragen geplagt. Denn sie ist davon überzeugt, dass Tommy umgebracht wurde. Doch mit ihrer Suche nach dem Mörder steht sie ziemlich alleine da. Als sie dann auch noch im Zuge ihrer Arbeit in die Fänge einer Serienmörderin gerät und nur knapp mit dem Leben davonkommt, ist Sophie das reinste Wrack. Aber ihr Kollege und bester Freund Charlie war immer für sie da. Seit fast zehn Jahren ist er an ihrer Seite und hat ihr auch durch diese dunklen Zeiten geholfen. Bis jetzt. Denn Charlie steht unter Mordverdacht und wirkt immer mehr wie ein sadistischer Psychopath – und er ist verschwunden.

Die Geschichte wird größtenteils aus Sophies Sicht erzählt, die nach den traumatischen Ereignissen aus Band 1 nun wieder beim London Herald arbeitet. Sie ist Kriminalreporterin und wird zu Beginn des Buches an einen Tatort geschickt. Die Polizei zieht gerade eine Frauenleiche aus dem Wasser, doch der zuständige Beamte gibt ihr keine Auskunft über Einzelheiten. Detective Chief Inspector Golden ist jung und hat noch eine Rechnung mit Sophie und dem Herald offen. Es ist also nicht verwunderlich, dass er alles daransetzt, Sophies Arbeit zu erschweren und Charlie Swift für den Tod der Frau verantwortlich zu machen.

Nur gut, dass Sophie einige Kontakte bei der Polizei hat, die ihr wohlgesonnen sind – allen voran Detective Chief Inspector Sam Durand, der sie mit Informationen über den Fall versorgt (die er eigentlich gar nicht haben dürfte). Er tut sich mit Sophie zusammen, um den Hinweisen nachzugehen, die der befangene Golden übersieht. Dass sich Sophie außerdem zu Durand hingezogen fühlt, macht die ganze Sache jedoch nicht leichter.

Ich war sofort begeistert von der Treffsicherheit, mit der die Autorin Sophies innere Zerrissenheit, ihre tiefe Trauer und Verzweiflung darstellt. Sophie ist nur noch eine leere Hülle, ein Schatten ihrer selbst. Doch als plötzlich ihre Freunde im Fokus der Ermittlungen stehen, beginnt sie wieder zu kämpfen. Ihr Jagdinstinkt erwacht zum Leben und sie beißt sich an der Geschichte fest. Sophie will unbedingt Licht ins Dunkel bringen – zuerst nur um Charlie zu entlasten, dann um mit allen Mitteln selbst die unschöne Wahrheit und alle Facetten des Falls aufzudecken. Allerdings ist das nicht so einfach. Denn nichts ist, wie es scheint. Oder doch?

Es gibt unglaublich viele Wendungen und immer wieder neue Impulse und Entdeckungen, die mich alles hinterfragen ließen. Jedes Mal, wenn ich dachte, ich hätte den Täter und seine Motive entlarvt, stolpert Sophie über eine neue Information, die alles in einem anderen Licht erscheinen lässt. Jedes Mal, wenn sich die Lage beruhigt zu haben scheint, passiert etwas Schreckliches. Dabei geht es jedoch weniger um den Nervenkitzel, als vielmehr um das Aufdecken der Wahrheit – zumindest für mich. Dieser Thriller ist ein unübersichtliches Puzzle mit fehlenden Teilen, die nach und nach auftauchen und in mühsamer Kleinarbeit zugeordnet werden müssen.

Mich hat diese Art der Mordaufklärung völlig in den Bann gezogen. Ich konnte mich sofort in Sophie hineinversetzen und mit ihr zusammen die Recherche beginnen. Wir haben gemeinsam Zeugen aufgespürt und befragt – mal einfühlsam, mal fordernd, mal vorwurfsvoll. Ich habe an ihrer Seite in der Redaktionskonferenz gesessen und die forschenden Blicke der Kollegen gespürt. Ich war hin- und hergerissen und habe mit ihr getrauert. Ich war ungläubig, schockiert, wie besessen von den menschlichen Abgründen, die sich im Verlauf der Geschichte vor Sophie auftun.

Sophie ist eine starke, unabhängige Frau – eine „verdammte Nervensäge“, wie Durand sagen würde. Sie lässt sich nicht den Mund verbieten und akzeptiert kein Nein. Ich habe sie von der ersten Sekunde an ins Herz geschlossen. Nur schade, dass es noch keinen dritten Band der Reihe gibt. Ich würde zu gern wissen, wie es mit Sophie weitergeht.

Neben Sophies Ich-Erzählung streut die Autorin immer wieder knappe Abschnitte aus Emilys Sicht ein, allerdings aus der Sie-Perspektive. Emily ist Charlies zweite Frau. Sie gewährt uns durch kurze prägnante Szenen einen Blick in Charlies Leben. Die Rückblenden beginnen 49 Wochen vor dem Mord und bewegen sich langsam Richtung Gegenwart. Diese Perspektivwechsel sind sehr gelungen und kommen immer zur rechten Zeit – unterbrechen spannende Stellen oder bringen Informationen, die erneut alles auf den Kopf stellen.

Corrie Jackson hat mich mit ihrem zweiten Roman völlig gefangen genommen und mir interessante Lesestunden beschert. Ich liebe solche Rätsel und habe es sehr genossen all die kleinen und großen Hinweise zu sammeln, die erst am Ende ein passendes Bild ergeben. Davor geht es nochmal richtig zur Sache, wenn Sophie den entscheidenden Hinweis findet und dem Täter gegenübertreten muss.

Fazit:

Ein wirklich spannender Thriller, der einem riesigen Puzzle gleicht. An der Seite der Ich-Erzählerin macht die Suche nach der Wahrheit großen Spaß. Jede neue Information lässt das ursprüngliche Bild in einem anderen Licht erscheinen. Sophies Emotionen sind jedoch das i-Tüpfelchen, denn ich konnte jede einzelne davon hautnah miterleben – Schmerz, Schock, Verzweiflung, Hoffnung, Zuneigung, Abscheu, Mut und tiefe Trauer.

Wertung:
5 Punkte
5 Punkte

Anmerkung:
Was vor den Geschehnissen in diesem Buch passiert und warum Sophie so fertig ist, könnt ihr in Band 1 nachlesen. Allerdings ist es für das Verständnis dieses zweiten Teils der Sophie-Kent-Reihe nicht nötig, „Fashion Victim“ vorab zu lesen.

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